Wenn das Smartphone vor Luftverschmutzung warnt
Austausch von tunesischen Medizin- und Informatik-Wissenschaftler:innen und Studierenden zum Projekt „DAAD AirFit“ bei emergenCITY an der TU Darmstadt
Austausch von tunesischen Medizin- und Informatik-Wissenschaftler:innen und Studierenden zum Projekt „DAAD AirFit“ bei emergenCITY an der TU Darmstadt
Vom 20. bis 23. November organisierte Bernd Freisleben, emergenCITY-Direktoriumsmitglied und Professor für Informatik an der Philipps-Universität Marburg, einen gemeinsamen Workshop zu den Projekten AirFit und emergenCITY in den Räumen des LOEWE-Zentrums emergenCITY an der TU Darmstadt. Deutsche und tunesische Wissenschaftler:innen des vom Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) im Ta’ziz Science Cooperations Program finanzierten Projektes arbeiten zusammen, um ein intelligentes Empfehlungssystem zu entwickeln, das Gesundheitsdaten mit Luftqualitätsparametern verknüpft und personalisierte Empfehlungen an Personen mit unterschiedlichen Krankheiten gibt. Eingesetzt werden soll es in Sfax, einer der am stärksten verschmutzten Städte Tunesiens. Die Forschungsansätze sind auch für emergenCITY-Wissenschaftler:innen von Interesse.
„AirFit beschäftigt sich mit den potentiellen Auswirkungen der Luftqualität auf Krankheiten und installiert entsprechende Sensorboxen beziehungsweise nutzt mobile Luftqualitätssensoren in Sfax in Tunesien“, erklärte Bernd Freisleben das Vorgehen. „Außerdem tragen betroffene Personen Smartwatches, die diverse medizinische Parameter messen.“
Das Ziel ist, ein intelligentes, personalisiertes System zu entwickeln, das kontinuierlich Luftschadstoffe, Klima- und Gesundheitsdaten sowie die medizinischen Profile von Personen im Blick hat, um personalisierte Warnungen und Empfehlungen auf das Smartphone an die Betroffenen zu senden. Speziell für Menschen mit chronischen Krankheiten kann das zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen.
Dr. Aiman Ghrab hielt einen Vortrag zum Thema “Vom Smog zum Schlaganfall: der Einfluss der Luftverschmutzung auf kardiovaskuläre Erkrankungen”. Photo: emergenCITY, Vanessa Winkels
Im Workshop ging es um die Frage, welchen Effekt die Luftqualität auf bestimmte Krankheiten haben kann, unter anderem auf Herzkrankheiten, psychische Störungen und neurologische Krankheiten. Deshalb kamen Studierende, Doktorand:innen, Dozent:innen und Professor:innen von der Universität Sfax und vom Digital Research Center in Sfax in Tunesien aus den Fachbereichen Medizin und Informatik in Darmstadt zusammen, um gemeinsam mit Bernd Freisleben zu diskutieren.
Afef Mdhaffar, Assistenzprofessorin an der Universität Sfax und Projektleiterin in Tunesien, hob die Bedeutung des Workshops hervor: „Dieser Workshop bringt Gesundheitsexperten, Umweltexperten und Informatiker zusammen. Die Synergie zwischen diesen verschiedenen Bereichen führt zu wertvollen Erkenntnissen und innovativen Ideen, die unsere Bemühungen um das AirFit-Projekt erheblich verbessern.“
Emna Guermazi, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt, forschte in den letzten zwei Monaten in der Arbeitsgruppe von Bernd Freisleben an der Uni Marburg. Sie sagte: „Ich bin fasziniert von den im Workshop identifizierten potentiellen Möglichkeiten, medizinische Daten in Tunesien zu nutzen, zu sammeln und mit KI-Methoden zu analysieren.“
Vom Erfahrungsaustausch mit AirFit profitierten bereits emergenCITY-Wissenschaftler:innen. So werden auch in der emergenCITY-Mission „Digitaler Heinerblock“ Sensorboxen entwickelt, um Umgebungsparameter wie Luftqualität und Umgebungsgeräusche zu messen. „Ich bin mit Matthias Hollick und seinem wissenschaftlichen Mitarbeiter Frank Hessel in emergenCITY dazu im Austausch. Meine Mitarbeiter haben zum Beispiel KI-Verfahren zur Erkennung von „urbanen Sounds“ im Wohnquartier entwickelt, die auf den emergenCITY-Sensorboxen laufen“, sagte Bernd Freisleben. „Die AirFit-Ergebnisse zu Luftqualität in Verbindung mit Krankheiten könnten ebenfalls für emergenCITY von Interesse sein“.