emergenCITY-PI Annette Rudolph-Cleff spricht im Spiegel über Folgen des Klimawandels in Städten

Im Kontext der Dürre und Hitzewelle dieses Jahres in Deutschland und der Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz im vergangenen Jahr gab emergenCITY-PI Annette Rudolph-Cleff ein Interview im Spiegel, das auf den Nerv tagesaktuelle Debatten stößt. Rudolph-Cleff, Architektin und bei emergenCITY im Fachbereich Stadt und Gesellschaft tätig, verweist dabei auf die Bedeutung von Städten in aktuellen Umweltkrisen-Szenarien und kleinen Schritte in einer Lage der großen Dramatik des Klimawandels. Ihre Bilanz: „Es gibt nicht das große Rezept. Aber eine Fülle von kleinen Dingen, an denen wir ansetzen können.“

Klima und Umwelt als einer von vielen drängenden Themenbereichen in der aktuellen Stadtplanung und -entwicklung, beschäftigt Rudolph-Cleff in ihrer Forschung und Arbeit bereits seit längerem, vor allem Wassermanagement und wassersensitive Stadtgestaltung. „Es sind aber bisher singuläre Projekte, die wir in den Städten verwirklichen“, beschreibt die Architektin die generelle Praxis. So nutze ein Vorreiterprojekt in Mannheim beispielsweise aufbereitetes Abwasser aus Duschen und Küchen in Toiletten, Waschmaschinen oder für die Bewässerung von Gartenanlagen. In Singapur gäbe es dagegen bereits ein Wasseraufbereitungssystem, dass die kontaminiertesten Toilettenabwässer wieder zu Trinkwasser aufbereitet.

Ganzheitliches Wassermanagement und ein allgemeines Verständnis für Wasserkreisläufe und wie diesen durch wassersensitive Stadtgestaltung buchstäblich Raum gegeben werden kann, sei zumeist noch nicht priorisiert in der Stadtentwicklung durch Politiker*innen und Bevölkerung. „Die unsichtbaren Systeme der Wasserversorgung sind so abstrakt, dass der Einzelne den Bezug zu Wasser verloren hat“, beschreibt Rudolph-Cleff ein zentrales Problem neben der Vielfalt von dringlichen Themen, die die Städte zu bewältigen haben. Allein die Rationierung von Wasser hält die Wissenschaftlerin auch für einen ungenügenden Ansatz. Stattdessen müsse aufbereitetes Abwasser als qualitätsgleiche Wasserquelle verstanden, Verschattung und Verdunstung durch Bäume und Wasseranlagen einkalkuliert werden, sowie Versickerungs- und Ausbreitungsmöglichkeiten für Wasser in Städten gegeben sein.

Für einen Mentalitätswandel, der auch die lokale Bevölkerung mit einschließe, sei letztlich Darmstadt ein regional gutes Beispiel. Dort ist die Erweiterung der Stadt auf neue Außengebiete vom Tisch, wofür jedoch Nachverdichtung und Mehrgeschossigkeit von Gebäude in Kauf genommen werden. „Zugegeben, das sind in Deutschland langwierige Prozesse. Aber deshalb gibt es die schnelle Lösung nicht.“, so Rudolph-Cleff. In international in Städten wie Kopenhagen haben erst Erfahrungen von sinnflutartigen Regenfällen zum Umdenken und Umbauten geführt. „Die Katastrophe bedeutet auch immer die Chance, aus der Katastrophe zu lernen“, mahnt die Wissenschaftlerin eindringlich. Die Flut- und Starkregen Ereignisse der letzten Jahre eigenen sich dazu ebenso wie die Hitze- und Dürreepisoden. Das ganze Interview gibt es hier zum Nachlesen (Paywall). Rudolph-Cleffs Aussage wurden außerdem hier und hier aufgegriffen und zitiert. Am 10. September publizierte Der Spiegel weiterhin einen Artikel zur Idee der sogenannten Schwammstädte mit Input von Annette Rudolph-Cleff in seiner Print-Ausgabe.