Reichlich Lob für zukunftsweisende Forschungsprojekte, reger Austausch in entspannter Atmosphäre, viele interessierte Gäste, dazu noch bestes Wetter und leckeres Essen – der emergenCITY Open eHUB Day auf dem Campus Lichtwiese der TU Darmstadt erwies sich als rundum gelungene Veranstaltung.

Im Fokus stand dabei das Reallabor eHUB mit seiner futuristischen Fassade, welches an diesem Tag erstmals öffentlich präsentiert wurde. Das energieautarke Smart Home ist ein Prototyp dafür, wie in Zukunft bei einem Notfall etwa die Stromversorgung von Krankenhäusern sowie grundlegende Kommunikationsmöglichkeiten mit dem Strom privater Photovoltaikanlagen aufrechterhalten werden könnten. Die hilfreichen Funktionen des eHUB sind zudem ein Paradebeispiel für die emergenCITY-Forschung, deren oberstes Ziel es ist, die Handlungsfähigkeit von Städten mit digital vernetzten Infrastrukturen in Krisen aller Art sicherzustellen.

Und weil genau diese Resilienz angesichts stetig zunehmender Umweltkatastrophen und Bedrohungen durch Kriege so eminent wichtig für die Gesellschaft ist, ließ es sich auch Hessens Wissenschaftsminister Timon Gremmels nicht nehmen, dem aufschlussreichen Aktionstag auf der Lichtwiese einen Besuch abzustatten. Gremmels zeigte sich angesichts der Forschungsergebnisse stolz auf die TU und ihre Partner. „Das ist gut angelegtes Landesgeld“, betonte der Minister mit Blick auf rund 22 Millionen Euro, mit denen das Land Hessen die Forschenden seit 2020 unterstützt habe. Im LOEWE-Zentrum emergenCITY werde ein wesentlicher Beitrag zum Katastrophenschutz geleistet, betonte Gremmels. Eine zunehmend verwundbare Gesellschaft gelte es zu schützen, die Digitalisierung müsse man als Chance begreifen und dafür auch die nötige digitale Resilienz schaffen, das habe man bei der TU längst erkannt und entsprechend gehandelt, lobte der Minister „eine der ganz wichtigen Unis in Hessen“.

Mit großem Interesse ließ sich Timon Gremmels im Anschluss an die Begrüßung durch TU-Vizepräsident Peter Pelz, den wissenschaftlichen Koordinator Matthias Hollick und Geschäftsführerin Katharina Kleinschnitger die verschiedenen Missionen der emergenCITY-Forschung zeigen und erläutern. Gut gelaunt spielte er gleich mal eine Runde „Krisopolis“, ein neu entwickeltes so genanntes „Serious Game“, das auf spielerischem Wege Informationen über Krisenvorsorge vermittelt. Die Spieler müssen dabei mit ihrem Avatar diverse Krisenszenarien bewältigen. In die gleiche Richtung zielt mit „eHUB CITY: Blackout“ ein weiteres im eHUB präsentiertes neues Spiel, bei dem es gilt, Ressourcen geschickt zu verwalten und gleichzeitig soziale Beziehungen nicht zu gefährden.

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Neben solchen spielerischen Vorbereitungen auf den Ernstfall haben die Forschenden im LOEWE-Zentrum eine Reihe handfester Hilfen für reale Krisen anwendungsreif entwickelt. Wenn bei Stromausfällen wie bei der jüngsten Flutkatastrophe im Süden Deutschlands Verletzte mangels Funknetz nicht geortet werden können, ist zum Beispiel die bei emergenCITY geschaffene Drohnenflotte in der Lage, ein Notfall-Netz aufzubauen und im Zusammenspiel mit den ebenfalls im Projekt entwickelten Rettungsrobotern auch gleich nach Vermissten zu suchen.

Während die Drohnen beim eHUB Day zwar anschaulich präsentiert wurden, aber nicht abhoben, flitzen die Rettungsroboter munter zwischen den Bäumen auf der Lichtwiese umher und hatten dabei viel Publikum. Sehr anschaulich wurde auch Technik präsentiert, die in Darmstadt aktuell bereits erprobt wird. Beispielsweise die Litfaßsäule 4.0 als autarkes Kommunikationsmittel in Krisensituationen, oder Sensorboxen die ebenfalls der Kommunikation dienen können, vor allem aber mit ihren Messdaten helfen, die Klimaresilienz in der Stadt zu stärken. Rund 40 dieser Boxen werden im Lichtenbergblock im Darmstädter Martinsviertel an Laternenmasten installiert.

Dass bei emergenCITY Krisenszenarien und Lösungen nicht nur aus technischer Sicht behandelt werden, sondern man auch die Bürger stets mitnehmen will, unterstrich beim Aktionstag ein kurzer Vortrag von Politikwissenschaftlerin Michèle Knodt über lokale Demokratie und Partizipation in der digitalen Stadt.

Detaillierte Vorträge zu den Missionen eHUB, Knowledge Base, Digitaler Heinerblock, Smart Digital Situation Control Center und Aerial Crisis Networks gab es zudem von Joachim Schulze, Michaela Leštáková, Frank Hessel, Alejandro Sanchez Guinea, Stefan Fabian und Bastian Blössl.

Minister Gremmels zeigte sich angesichts der anwendungsreifen Forschungsergebnisse sichtlich beeindruckt. Die Bedeutung dieser Forschung für die Gesellschaft können nicht oft genug betont werden, sagte er.

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MINISTER Timon Gremmels ließ sich beim Open eHUB-Day auf der TU-Lichtwiese mit großem Interesse die Forschungsergebnisse des LOEWE-Zentrums emergenCITY demonstrieren.

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JOACHIM SCHULZE stellte die Mission eHUB ausführlich vor. Dabei ging es auch darum, wie eHUBs in Krisensituationen eine Anlaufstelle für alle Bürgerinnen und Bürger sein können. Mehr zur Mission eHUB

MICHAELA LEŠTÁKOVÁ hielt einen Vortrag über die Mission Knowledge Base, deren Ziel es ist, Plattformen relevanter städtischer Daten empirisch auf ihre Resilienz zu untersuchen und diese durch zielgerichtete Anpassungen für die effiziente Bewältigung zu erhöhen. Mehr zur Mission Knowledge Base

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FRANK HESSEL erläuterte, was es mit dem Digitalen Heinerblock auf sich hat, in dessen Rahmen die Forschenden gemeinsam mit der Wissenschaftsstadt Darmstadt einen urbanen Transformationsprozess begleiten. Mehr zur Mission Digitaler Heinerblock

BASTIAN BLÖSSL widmete sich der Mission „Aerial Crisis Networks“, deren Aufgabe darin besteht, im Krisenfall geeignete Kommunikationssystem für verschiedene Akteure und deren Bedürfnisse bereitzustellen. Hierfür werden vor allem Unbemannte Flugsysteme (UAS) eingesetzt. Mehr zur Mission Aerial Crisis Networks

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ALEJANDRO SANCHEZ GUINEA UND STEFAN FABIAN informierten die Gäste über Fähigkeiten und Einsatzmöglichkeiten des Rettungsroboters Scout und der ihn ergänzenden Drohne ScoutAIR. Mit ihnen können im Katastrophenfall Gebiete erkundet werden, die für Menschen nicht mehr zugänglich sind. Mehr zur Mission Smart Digital Situation Control Center

Gerd Keim