Die Gesellschaft besser auf Katastrophen vorbereiten: Es ist ein Ziel, das die Bundesinnenministerin, Hessens Digitalministerin und Hessens Wissenschaftsminister, das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) und die Forschenden von emergenCITY eint. Am Montag, 7. Oktober präsentierten Wissenschaftler:innen des LOEWE-Zentrums emergenCITY in Darmstadt Bundesinnenministerin Nancy Faeser, Hessens Digitalministerin Kristina Sinemus, Hessens Wissenschaftsminister Timon Gremmels und BBK-Präsident Ralph Tiesler Innovationen in der Forschung zur digitalen Notfallkommunikation.

Fluten, Stromausfälle oder Cyber-Attacken können Kommunikationswege über Smartphone, Radio oder Fernsehen schnell lahmlegen. Doch gerade in einer Katastrophe wollen Menschen informiert sein und wissen, wo sie Unterstützung erhalten oder wie sie selbst helfen können. Entscheidend seien dabei digitale Informations- und Kommunikationstechnologien, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser.

„Gute Warnsysteme retten im Notfall Menschenleben. Das gilt ganz gleich, ob es um Brände, schwere Unwetter, Waldbrände oder andere Gefahren geht. In einen guten und zuverlässigen Mix an Warnmitteln haben wir in den letzten Jahren stark investiert und verbessern diese laufend weiter. Digitale Resilienz ist ein wichtiger Baustein in der Stärkung der gesamtstaatlichen und gesamtgesellschaftlichen Resilienz gegenüber Katastrophen“, unterstrich die Bundesinnenministerin.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser, Hessens Digitalministerin Kristina Sinemus und Hessens Wissenschaftsminister Timon Gremmels besuchten emergenCITY.

Minister:innen betonen Bedeutung von emergenCITY

Wie resiliente, digitale Lösungen die Notfallkommunikation in einem Stadtquartier verbessern können, ließen sich die Gäste im Labor des LOEWE-Zentrums emergenCITY an der TU Darmstadt zeigen.

Timon Gremmels, Hessens Wissenschaftsminister sagte: „In emergenCITY arbeiten die Forschenden an Lösungen, die in Krisenfällen einen Notbetrieb sicherstellen und schnelle Hilfe und die Rückkehr zur Normalität ermöglichen sollen. emergenCITY zeigt damit eindringlich, welche wichtige Rolle unsere Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen für die Bewältigung der Herausforderungen unserer Zeit spielen.“ Seit 2020 unterstütze das hessische Wissenschaftsministerium die Forschenden mit rund 22 Millionen Euro.

„Wir sind mit der Forschung von emergenCITY ein Vorreiter in der Republik“, sagte Hessens Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus. „Um die Widerstandsfähigkeit digitaler Infrastrukturen weiter zu stärken und die hessische Wirtschaft vor künftigen Krisen und Katastrophen zu schützen, werden wir ein anwendungsnahes „Krisen-Resilienzzentrum“ aufbauen.“

Die umfassende Behandlung des gesellschaftlich hochrelevanten Themas der digitalen Resilienz, die in emergenCITY von der Grundlagenforschung bis hin zum Transfer reicht, mache emergenCITY zu einem Leuchtturmprojekt der TU Darmstadt, führte Matthias Oechsner, Vizepräsident der TU Darmstadt aus. Matthias Hollick, wissenschaftlicher Koordinator von emergenCITY verwies auf die dafür notwendige Interdisziplinarität des Zentrums, in dem Wissenschaftler:innen aus unterschiedlichen Fachbereichen an resilienten Informations- und Kommunikationstechnologien zusammen forschen.

Notfallkommunikation in Stadtquartieren: Projekt „Digitaler Heinerblock“

Der Informatik-Professor stellte den Ministerinnen, dem Minister sowie dem BBK-Präsidenten anwendungsnahe Forschungsprojekte zur Notfallkommunikation in Stadtquartieren vor. So begleitet emergenCITY die Stadt Darmstadt im Projekt „Digitaler Heinerblock“ bei der Transformation eines verkehrsberuhigten Quartiers. Dazu entwickeln die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Sensorboxen für Straßenlaternen, die im Katastrophenfall Nachrichten von Behörden auf Smartphones senden.

„Kommunikation im Katastrophenfall ist essentiell, teils sogar überlebenswichtig“, erklärte Matthias Hollick. „Unser Ziel ist es, resiliente Informations- und Kommunikationssysteme zu entwickeln, die es Menschen in Städten ermöglicht, während und nach einer Katastrophe handlungsfähig zu bleiben, um schnell in die Normalität zurückzukehren.“ Für das BBK entsteht Resilienz auch durch Redundanz, das heißt durch die gleichzeitige Verfügbarkeit voneinander unabhängiger Systeme.

BBK-Präsident Ralph Tiesler unterstrich die wichtige Rolle von resilienten Informationssystemen: „Zum Bundesweiten Warntag haben wir zum Beispiel über das Zusammenspiel verschiedener Warnmittel 95 Prozent der Menschen erreicht. Wir müssen für die Zukunft weitere digitale Innovationen in die Praxis des Bevölkerungsschutzes überführen, um uns resilient aufzustellen.“

Gruppenfoto mit BBK-Präsident Ralph Tiesler, Hessens Digitalministerin Kristina Sinemus, Bundesinnenministerin Nancy Faeser, Hessens Wissenschaftsminister Timon Gremmels und Abgebordneten sowie emergenCITY- und TU-Darmstadt Vertreter:innen.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Eine dieser Innovationen ist die „Litfaßsäule 4.0“, eine digitale, energieautarke Warnkomponente für Litfaßsäulen, die Bewohner:innen während eines langanhaltenden Stromausfalls Informationen und Handlungsanweisungen anzeigt. „Damit informationstechnologische Lösungen auch bei stadtpolitischen Entscheidungen berücksichtigt werden können, dafür arbeiten in emergenCITY Informatiker, Sozial- und Geisteswissenschaftler Hand in Hand“, erklärte Michèle Knodt, stellvertretende Koordinatorin bei emergenCITY und Professorin für Politikwissenschaft an der TU Darmstadt.

Matthias Hollick betonte zum Abschluss: „Hier bei emergenCITY gehen wir über die optimierte Warnung der Bevölkerung in Katastrophen hinaus. Wir forschen auch daran, wie digitale Systeme die Resilienz der Gesellschaft allgemein erhöhen können, statt sie zu gefährden.“

Den Besuch der Ministerinnen und des Ministers begleiteten der SPD-Bundestagsabgeordnete Andreas Larem sowie die hessischen Landtagsabgeordneten Bijan Kaffenberger (SPD) und Peter Franz (CDU).