Zum Bundesweiten Warntag am 12. September löst das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) erneut eine Probewarnung aus, die unter anderem auf Smartphones, im Radio oder auf digitalen Stadtinformationstafeln angezeigt wird. Auf diesem Weg testen Bund, Länder und Kommunen ihre Warninfrastruktur für Krisen- und Katastrophenfälle.

Doch was passiert, wenn ein langanhaltender überregionaler Stromausfall eintritt? Wie kann die Bevölkerung gewarnt werden, wenn Kommunikationsmittel, die auf Strom angewiesen sind, ausfallen? Mit dieser Frage haben sich Annette Rudolph-Cleff, Michèle Knodt, Alice Engel und Joachim Schulze, Forschende des LOEWE-Zentrums emergenCITY beschäftigt. Die Idee: die gute alte Litfaßsäule in das System der Warnmittel einzubinden. Voraussichtlich Ende des Jahres soll der erste Prototyp der Litfaßsäule 4.0 in Darmstadt getestet werden.

Energieautarke Litfaßsäule als Warnmedium bei Stromausfall

Die Visualisierung zeigt eine Litfaßsäule 4.0 mit einem digitalen Kapitell, auf dem Warnmeldungen angezeigt werden können.

Die in Städten gleichmäßig verteilten Litfaßsäulen bieten einige Vorteile: Sie gehören zum Stadtbild und werden von der Bevölkerung seit langem akzeptiert. Schon Erich Kästners Buchumschlag „Emil und die Detektive“ zierte eine dieser Werbesäulen. Im Gegensatz zu digitalen Werbetafeln, die bereits heute in das Modulare Warnsystem des Bundes eingebunden sind, stehen sie auch in Wohnquartieren. Und sie lassen sich kostengünstig zu einem sogenannten Warnmultiplikator umbauen, der auch bei Stromausfall dank energieautarker Versorgung funktioniert.

In einem Kooperationsprojekt mit Ströer Media Deutschland entwickelt Architekt und Städtebauer Joachim Schulze derzeit einen Prototyp, die Litfaßsäule 4.0. Dafür soll einer bestehenden Litfaßsäule am Riegerplatz in Darmstadt ein Kapitell mit digitalem Display aufgesetzt werden. Über das Display könnten zukünftig im Falle einer Katastrophe Warnmeldungen angezeigt werden. Dank integrierter Photovoltaikanlage und einer Methanol-Brennstoffzelle funktioniert diese auch bei einem langanhaltenden Stromausfall für die Dauer von bis zu 72 Stunden. Die Einweihung des Prototyps ist für Ende des Jahres geplant. Wie die Litfaßsäule 4.0 in der Bevölkerung ankommt, will der Wissenschaftler im Anschluss über eine Umfrage herausfinden.

Weitere Informationen:

Publikation: Annette Rudolph-Cleff, Michèle Knodt, Joachim Schulze, Alice Engel: Crisis communication in a blackout scenario - An assessment considering socio-spatial parameters and the vulnerabilities of the population, International Journal of Disaster Risk Reduction, Volume 72, 2022

Bundesweiter Warntag