Vom 5. August bis zum 3. November 2023 verbrachte ich drei Monate an der Universität Karlstad, Schweden. Während dieser Zeit war ich mit der Abteilung für Geomatik verbunden und hatte die Möglichkeit, mit dem Center for Societal Risk (CSR) in Kontakt zu treten. Ähnlich wie emergenCity konzentriert sich das CSR auf die Erforschung von Naturgefahren für die bebaute Umwelt und deren gesellschaftliche Auswirkungen. Dieser Bericht gibt einen kurzen Überblick über meinen Forschungsaufenthalt, meine Ziele und meine akademischen Erfahrungen an der Universität Karlstad. Mit diesem Forschungsaufenthalt verfolgte ich in erster Linie zwei Ziele. Erstens wollte ich Verbindungen und Kooperationen mit dem CSR-Team aufbauen. Zweitens wollte ich meine Forschungen über benachteiligte Gebiete im globalen Süden, die oft als Slums bezeichnet werden, vertiefen und mich auf ihre Relevanz für moderne Konzepte wie resiliente und intelligente Städte und ihre Integration in die städtische Infrastruktur konzentrieren, um ein Thema zu vertiefen, an dem ich zusammen mit Martin Pietsch in einem früheren Konferenzbeitrag gearbeitet habe.
######Verbindung mit CSR######
Während meines Aufenthalts hielt ich ein Seminar, in dem ich das emergenCity-Projekt einer Gruppe interessierter Wissenschaftler vorstellte, darunter auch Lars Nyberg, ein leitender Forscher bei CSR. Die Forscher an der Universität Karlstad bekundeten ausdrücklich ihr Interesse am eHub-Konzept, das sich mit ihrem laufenden Projekt deckt, bei dem Kirchen als Zufluchtsorte und Informationsstellen in Krisenzeiten genutzt werden. Diese Interaktion bildete eine potenzielle Grundlage für künftige Kooperationen.
Gegen Ende meines Aufenthalts nahm ich an einem Workshop teil, der gemeinsam von der Universität Karlstad und der Universität Uppsala organisiert wurde, die beide Partner im Center for Natural and Hazard Sciences sind. Bei diesem Workshop lernte ich verschiedene Projekte der Universität Karlstad kennen, die darauf abzielen, die Gesellschaft auf Naturgefahren vorzubereiten, darunter das bemerkenswerte Projekt “Floodville”.
Floodville ist ein pädagogisches Instrument, das von der Universität Karlstad entwickelt wurde, um über komplexe Themen wie Klimawandel, Hochwasserrisiko und Hochwasserrisikomanagement aufzuklären. Es handelt sich im Wesentlichen um ein Modell der Stadt Karlstad, die am Vänernsee und dem Klarälven-Flussdelta liegt. Floodville bildet eine typische schwedische Stadt am Wasser nach, deren Gebäude und Infrastruktur mit Sensoren ausgestattet sind, die mit einem Computer verbunden sind. In der Floodville-Simulation werden die Teilnehmer mit der Umsetzung von Hochwasserschutzmaßnahmen als Reaktion auf ein bevorstehendes größeres Hochwasserereignis an einem Fluss beauftragt. Die Ressourcen sind begrenzt, so dass die Teilnehmer strategische Entscheidungen treffen müssen und gleichzeitig unter Zeitdruck stehen, da die Wasserstände steigen. Nach der Simulation findet eine umfassende Diskussion statt, in der die Folgen und die getroffenen Entscheidungen bewertet werden. Um meine Verbindung zur CSR zu vertiefen, arbeite ich zusammen mit Konstaninos Karagiorgos an einer Arbeit, in der wir die Zugänglichkeit von Gesundheitseinrichtungen in Schweden bei Hochwasserereignissen bewerten wollen.
#####Forschung über Slums und Infrastruktur#####
Basierend auf unserer Arbeit Slums and Smart Cities haben wir (meine Kollegen von emergenCity Michaela Lestakova, Kevin Logan) zusammen mit Stefanos Georganos von der Universität Karlstad ein Papier diskutiert, geschrieben und eingereicht, in dem wir eine bibliometrische Analyse der Forschung zu Slums und den offenen Fragen in der Forschung durchgeführt haben. Wir fanden heraus, dass, obwohl die Forschung über Slums in den letzten Jahrzehnten erheblich zugenommen hat, technologische Lösungen zur Bewältigung moderner Herausforderungen wie Klimawandel oder Naturgefahren in vielen Teilen der Welt noch unterrepräsentiert sind. In einer weiteren Arbeit zusammen mit Stefanos Georganos und Jan Haas (einem Geomatik-Forscher des CSR) haben wir eine Analyse der Zugänglichkeit von Slums zur Gesundheitsinfrastruktur für 18 Städte südlich der Sahara durchgeführt, die wir dieses Jahr einreichen wollen.
Mein Forschungsaufenthalt an der Universität Karlstad war produktiv und aufschlussreich. Ich konnte Kontakte zum CSR-Team knüpfen, Ideen austauschen und mich an Projekten wie Floodville beteiligen. Diese Erfahrung hat meinen Horizont erweitert und wertvolle Erkenntnisse für meine Forschung geliefert. Ich bin dankbar für die herzliche Aufnahme und den kooperativen Geist an der Universität Karlstad, der den Weg für mögliche zukünftige Partnerschaften im Bereich der Geomatik und der gesellschaftlichen Risikobewertung geebnet hat.
Autor:
Dr.-Ing. John Friesen war von 2021 bis 2024 Gruppenleiter für „Urbanisierung und Infrastruktur“ am Institut für Fluidsystemtechnik der TU Darmstadt fluid system technology. Er ist aktuell Co-Leiter eines Hauptprojekts im Innovationslabor Satellitengestützte Erdbeobachtung für Anpassung an den Klimawandel und dessen Milderung (Earth Observation Innovation Laboratory for Climate Adaptation and Mitigation) (aktualisiert am 24. Oktober 2024)