Wie helfen sich Menschen in Katastrophen? Welche Technologien können sie dabei unterstützen? Diese Fragen stellte sich der Informatiker Steffen Haesler in seiner Dissertation. Unter dem Titel “Citizens in Crises: Behavior, Dependencies, and Technological Support of Digital Self-Organization” verteidigte der Wissenschaftler am Mittwoch, 18. September seine Doktorarbeit im Fachbereich Informatik am Lehrstuhl Wissenschaft und Technik für Frieden und Sicherheit (PEASEC) erfolgreich.

Seine Arbeit ist eng mit emergenCITY verbunden und stellt die Bürger:innen und ihre digitalen Bedürfnisse zur Selbstorganisation in Krisensituationen in den Mittelpunkt. Dabei leistet sie einen wichtigen Beitrag, eine resiliente digitale Umgebung für Menschen zu schaffen, die in Krisenzeiten – aber auch im Alltag – digitale Tools zur Zusammenarbeit nutzen möchten.

Smart-Home-Warnsysteme und resiliente Nachbarschafts-App

In seiner Forschungsarbeit untersuchte er, wie sich Menschen in Krisen spontan freiwillig engagieren und welche Technologien sie dafür nutzen. Er entwickelte Prototypen für Smart-Home-Warnsysteme und das Konzept einer resilienten Nachbarschafts-App, die auf Dezentralen Kommunikationstechnologien wie Disruption-Tolerant Networking (DTN) basiert, um die Abhängigkeit von entfernten Servern zu verringern. Die resiliente Nachbarschafts-App entstand im Rahmen der emergenCITY ReSON-Mission, an der der Informatiker als einer der Missionsverantwortlichen maßgeblich beteiligt war.

„emergenCITY hat mir nicht nur wissenschaftlich durch die ReSON-Mission eine Heimat gegeben“, sagt Steffen Haesler, „auch der kollegiale und freundschaftliche Austausch mit den vielen großartigen Kolleg:innen aus verschiedenen Disziplinen war immer wieder bereichernd und hat neue Denkanstöße geliefert oder dazu angeregt, bestehende Ansätze zu überdenken.“

Wissenschaft erlaubt den detaillierten Blick

Steffen Haesler fing erst spät mit einem Studium an, machte zuvor eine Ausbildung in der Logistik und arbeitete mehrere Jahre im IT-Consulting. Für ihn sei die Dissertation zum einen etwas gewesen, von dem er nie gedacht hätte, dass es für ihn einmal möglich wäre. Zum anderen etwas, das ihn, neben dem erwartbaren Stress, mit viel Freude erfüllt habe.

„Die Wissenschaft erlaubt es, Themen bis ins Detail zu untersuchen, was in der Wirtschaft oft nicht möglich ist“, sagt Steffen Haesler.

Die Doktorarbeit wurde von Professor Christian Reuter vom Fachbereich Informatik, Lehrstuhl für Wissenschaft und Technik für Frieden und Sicherheit (PEASEC) und Professor Carman Neustaedter von der Simon Fraser University in Kanada begutachtet. Professor Matthias Hollick, Leiter des Secure Mobile Networking Labs und Professor Jan Gugenheimer, Leiter des Arbeitsbereichs Human-Computer Interaction gehörten dem Prüfungsausschuss an. Steffen Haesler wird bis Ende des Jahres bei PEASEC und emergenCITY forschen.

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