Das Projekt NeXT Generation on Campus der TU Darmstadt bringt Schülerinnen und Schülern spielerisch die Studiengänge des Fachbereichs Elektrotechnik und Informationstechnik näher. Dazu führen Studentische Hilfskräfte Workshops durch – eine wichtige Arbeit zur Nachwuchsgewinnung auch im Forschungsgebiet von emergenCITY. Daher unterstützt unser Forschungszentrum die Arbeit von NeXT Generation on Campus seit diesem Sommer finanziell. Im Interview stellt David Botscheck das Projekt genauer vor.
emergenCITY: Seit wann gibt es NeXT Generation on Campus?
David Botscheck: NeXT Generation on Campus als Projekt gibt es seit circa zehn Jahren vielleicht. Ich selbst bin jetzt seit vier Jahren dabei. Als Studentische Hilfskraft arbeite ich hier parallel zu meinem Studium in Informationssystemtechnik.
emergenCITY: Was genau macht ihr in dem Projekt?
David Botscheck: Wir haben bis vor der Corona-Pandemie vor allem Schülerworkshops durchgeführt, bei denen Schulklassen zu uns kommen und programmieren. Das sind immer Tagesworkshops über sechs bis sieben Stunden, inklusive Mittagspause natürlich. Unsere Motivation dabei ist es, Interesse zu wecken und je nach Alters- und Leistungsstufe die Schüler zu fordern, damit sie dann hoffentlich irgendwann an der TU Darmstadt für ihr Studium landen. Das ist der Hintergedanke.
emergenCITY: Für welche Studiengänge an der TU Darmstadt werbt ihr damit ganz konkret?
David Botscheck: NeXT Generation on Campus ist als Projekt zwischen Informatik und Elektrotechnik angesiedelt. Jeder Workshop beginnt immer mit einem kleinen Vortrag über die Studiengänge am Fachbereich: Informationssystemtechnik, Medizintechnik, Mechatronik, Elektrotechnik und Informationstechnik sowie Computational Engineering. Da sind die Schüler*innen meistens noch etwas müde, aber danach kennen sie die Studiengänge. Und es hat schon viel gebracht gerade auch solche Studiengänge vorzustellen, die man sonst nicht so kennt.
emergenCITY: Wie führt ihr die Schülerinnen und Schüler dann ans Programmieren heran?
David Botscheck: Anfangs bringt man den Schülerinnen und Schülern erst einmal das Grundlegende bei: Wie programmiert man? Wir nutzen dazu die LEGO Mindstorm Roboter, gehen da aber statt mit der einstiegsfreundlicheren LEGO-eigenen Programmieroberfläche mit der richtigen Programmiersprache Java ran, um die Schülerinnen und Schüler etwas mehr zu fordern. So wollen wir ihnen einen netten Einstieg geben: Sie programmieren, aber sehen eben auch direkt, was passiert - statt am PC nur virtuelle Inhalte zu schaffen. Es ist schon cooler, wenn du so einem Roboter sagst: „Fahr vorwärts“ und dann fährt der vorwärts. Und am Ende des Tages können die Meisten dann stolz darauf blicken, was sie geschafft haben.
emergenCITY: An welche Altersklassen richten sich eure Workshops?
David Botscheck: Wir können das Niveau anpassen. Wir beginnen schon mit Angeboten für Jüngere, zum Beispiel zum Girls-Day, ab der 5. oder 6. Klasse. Da brechen wir die Thematik weit herunter und geben allgemeinere Aufgaben, wie „Fahre den Roboter bis zur Wand und zurück!“. Aber trotzdem haben die Kinder dann schon mal eine Code-Zeile geschrieben. Unser Schwerpunkt in der Zielgruppe liegt jedoch eher in der E-Phase oder Oberstufe, weil wir ja neue Studierende anwerben wollen.
emergenCITY: Wie läuft ein Workshop für gewöhnlich ab?
David Botscheck: Wir haben verschiedene Szenarien und Aufgabenstellungen: Einmal gibt es das sogenannte Space Szenario im Weltraum von LEGO mit verschiedenen Stationen. Man muss zum Beispiel einen Solarkollektor aufstellen, indem man an einem Rad dreht, oder möglichst stark auf eine Platte hauen, damit eine Rakete losfährt. Man fährt gegen die Satelliten-Schüssel, rettet den Mars-Rover - also verschiedene kleine Aufgaben, die eben auch nett aussehen. So sollen Hürden genommen und gezeigt werden, wie cool Programmieren ist. Am Schluss gibt es auch einen Wettkampf, in dem zwei Teams in einer Aufgabe gegeneinander antreten.
emergenCITY: Und was ist das andere Szenario?
David Botscheck: Unser anderer Mindroids Workshop ist eher für die Größeren und etwas schwieriger, auch etwa für Leistungskurse Informatik geeignet. In diesem Workshop sind den LEGO-Komponenten noch Handys hinzugefügt. Die entsprechenden Schnittstellen hat die Uni selbst dazu entwickelt. Wir arbeiten mehr mit Sensoren. Momentan ermöglicht uns das die Kommunikation zwischen den Robotern. Das heißt, wenn ein Roboter zum Beispiel bis zur Wand fährt, dann kann er von dort über das Handy dem nächsten Roboter die Nachricht schicken: „Fahr du jetzt los.“. Hier bauen die Schülerinnen und Schüler verschiedene Programmier-Konstrukte ein, was etwas fordernder ist. Das ist so ein grober Umriss, was unsere NeXT Workshops waren und hoffentlich auch bald wieder live und in Farbe sein werden.
emergenCITY: Gutes Stichwort! Was macht ihr seit ihr während der Corona-Pandemie keine Workshops mehr durchführen könnt?
David Botscheck: Jetzt gerade entwickeln wir uns weiter, damit wir nach Corona noch besser starten können. Wir kooperieren nun neu mit Students at School. Die koordinieren allgemein die Schulaktivitäten von der Zentralen Studienberatung und darüber wollen wir noch besser werben und mehr Schulen erreichen. Dafür haben wir auch noch ein kompakteres Konzept entwickelt, mit dem wir in eineinhalb Stunden an die Schule gehen können. Bisher sind wir hier nämlich an unser System gebunden, weil das nicht so einfach jedes Mal vorher in den Schulen eingerichtet werden kann.
emergenCITY: Wie sieht dieses neue Konzept aus?
David Botscheck: In der Schule arbeiten wir mit der LEGO-eigenen Programmieroberfläche auf mitgebrachten Tablets, Laptops und Handys. So sind wir mobiler und flexibler. Wir können die Schülerinnen und Schüler auf einer etwas anderen Ebene ansprechen und ihr Interesse wecken, damit sie dann hoffentlich auch noch einmal zu einem vollen Workshop zu uns kommen. Denn wenn wir erst einmal nur eine Doppelstunde von einem Lehrer oder einer Lehrerin blocken, anstatt dass ein ganzer Tag mit Fahrzeit zur Uni draufgeht, dann erreichen wir so hoffentlich noch mehr Leute.
emergenCITY: Wie viele Schüler starten dann wirklich an der TU Darmstadt ein Studium nach so einem Workshop von euch?
David Botscheck: Wirklich Zahlen gibt es dazu natürlich leider nicht, weil man das schwierig sagen kann. Es gibt aber immer wieder individuelle schöne Ereignisse: Eine Lehrerin, die sehr begeistert von unserem Projekt ist, hatte einen Schüler, der Informatik studieren wollte, sich aber noch unsicher war. Da hat sie mich angefragt, ob ich nicht einmal mit ihm reden könne. Letztlich haben wir eineinhalb Stunden gesprochen und jetzt studiert er erfolgreich Informationssystemtechnik. Das sind so die schönen Ereignisse zwischendurch.
emergenCITY: Was bleibt dir aus den Workshops in Erinnerung und was reizt dich an der Arbeit?
David Botscheck: Ich finde es einfach immer interessant zu sehen, wie unterschiedlich die neuen Schülerinnen und Schüler sind, auch wie unterschiedlich motiviert und begeistert. Wenn ich sehe, dass die Jüngeren nicht mehr auf der Tastatur tippen, sondern direkt auf den Roboter, da sie denken dieser wäre touch-gesteuert, dann merke ich: Die Handy-Generation. Ansonsten freut es mich einfach immer wieder leuchtende Augen zu sehen, wenn die Schülerinnen und Schüler ausprobieren und programmieren und sich durchfuchsen.
emergenCITY: Kann man eure Workshops momentan anfragen?
David Botscheck: Wir stehen in den Startlöchern, aber es kommt auf die Bedingungen der Universität an. Wir dürfen momentan keine Workshops durchführen. Aber sobald die TU sagt, dass die Workshops wieder erlaubt sind, dann sind wir auch bereit.