Ruhestand – das bedeutet für viele Menschen, sich aus dem Berufsleben zurück zu ziehen, die neu gewonnene Zeit für eigene Interessen, Hobbys und die Familie zu nutzen, solange es die Gesundheit erlaubt. Die beiden Darmstädter Professoren Max Mühlhäuser und Ralf Steinmetz wollen sich allerdings nicht gleich zur Ruhe setzen. Mit ihrer Expertise werden sie das LOEWE-Zentrum emergenCITY, das an resilienten Informations- und Kommunikationstechnologien forscht, um Städte krisenfester zu machen, auch zukünftig begleiten und strategisch beraten. Das neunköpfige Direktorium ernannte sie deshalb jetzt zu Distinguished Emeriti.

„Digitale Resilienz ist essenziell für unsere Zukunft, aber als Forschungsdisziplin noch höchst bedrohlich unterentwickelt. Radikales Umdenken in den Köpfen und bei den Fördermittelgebern ist erforderlich. Ich brenne dafür, an diesem großen Umdenken – und an konkreten Schritten – weiter mitzugestalten“, erklärt Max Mühlhäuser seine Motivation.

Gefahr von Multi-Krisen

Der Informatiker weist darauf hin, dass trotz aktueller Krisen – von kleineren Störungen bis hin zu großen Katastrophen – die Zeitenwende in den Köpfen noch nicht angekommen sei. „Jahrzehntelang schienen Strom, Internet, Wasser, Nahrung und Gesundheitsversorgung immer zu funktionieren. Aber heute erleben wir allenthalben Friktionen und Brüche, hervorgerufen unter anderem durch Klimaereignisse, geopolitische Verwerfungen, hybride Kriegsführung und Terror“, sagt Max Mühlhäuser. Durch die massive und gezielt gesteuerte Falschinformation drehe sich die Spirale noch viel schneller, Multi-Krisen würden zunehmen.

Der Informatiker, der bis zum Ende des Sommersemesters das Telecooperation Lab an der TU Darmstadt leitete, wird zukünftig vorrangig die internationale Zusammenarbeit des LOEWE-Zentrums forcieren, unter anderem im Rahmen der Konferenzserie International Conference on Resilient Systems (ICRS), die von renommierten Universitäten wie der TU Delft und der ETH Zürich veranstaltet wird. Zudem will er sich der Vernetzungsarbeit widmen und die Anwendungsperspektive weiterentwickeln. Max Mühlhäuser ist seit dem Start von emergenCITY dabei. Er und sein Team haben vor allem die Forschung an Resilienz-bezogenen Digitalen Zwillingen vorangebracht.

Strategische Beratung

Der Informatiker und Elektrotechniker Ralf Steinmetz, der das das Fachgebiet für Multimedia Kommunikation an der TU Darmstadt aufgebaut und geleitet hat, wird emergenCITY zukünftig bei Fragen zur Verstetigung des Zentrums in der Grundlagen- sowie der anwendungsnahen Forschung beratend zur Verfügung stehen. Außerdem wird er an der Ausgestaltung eines in Konzeption befindlichen Sonderforschungsbereichs mitwirken. Ralf Steinmetz ist bereits seit 2021 im LOEWE-Zentrum aktiv. So entwickelte sein Team Konzepte und Prototypen der Vernetzung für Post-Katastrophen-Szenarien mit Hilfe von UAVs und adhoc Verfahren.

Warum auch er das emergenCITY-Forschungsthema weiterhin voranbringen will, erklärt Ralf Steinmetz so:

„Resilienz ist ohne Frage gerade in der heutigen Welt mit den vielfältigen weltweiten Veränderungen ein extrem wichtiges Thema. Hinzu kommt, dass innovative technische Systeme und Komponenten in immer komplexer werdenden technischen Umgebungen sich entfalten müssen. Resilienz ist für mich viel mehr als nice-to have und in emergenCITY adressiert man genau dieses Thema“.

Neben der wichtigen Thematik sei die fachübergreifende intensive Interaktionen mit Experten anderer Forschungsfelder spannend und zukunftsweisend für ihn.