Für den Inhalt der Mission haben wir drei überschneidende Themenbereiche definiert: Kommunikation und Interaktion mit Bürger:innen ist der Schlüssel um das Bewusstsein für Krisen zu stärken und Akzeptanz für neue Methoden und Werkzeuge zu schaffen. Die Analyse Urbaner Daten stellt die Grundlage für die Information von Bürger:innen und die Erfolgsmessung von Maßnahmen dar. Resiliente Kommunikationstechnologie erlaubt schließlich eine Datenerhebung und -bewertung auch in Krisenzeiten.

Kommunikation und Interaktion mit Bürger:innen

Nachhaltige, inklusive und integrale Stadtplanung spielt eine zentrale Rolle in der Transformation zu resilienten Stadtquartieren. Das beinhaltet auch die Einbindung der Bewohner:innen in einem ko-kreativen Prozess, der Akzeptanz schafft, und die soziale Resilienz stärkt. Wir untersuchen dabei die Fragen, welche Kommunikationsformen besonders gut geeignet sind, um bei Bürger:innen ein Bewusstsein für Krisen zu schaffen, welche Kommunikationsformen in Krise auf Akzeptanz stoßen und wie urbane Quartiere so geplant werden können, dass sie in der Krise unterstützend wirken.

Ein Projekt in diesem Bereich ist die Weiterentwicklung unseres projektionsbasierten Stadtmodells, von dem wir eine portable Variante für den Dialog mit Bürger:innen erstellen. Es erlaubt sowohl eine Visualisierung historischer Daten und der bisherigen Stadtentwicklung, wie auch eine Darstellung aktueller Messwerte aus dem Stadtquartier. Ebenso kann es über Augmented und Virtual Reality Technologien für die Veranschaulichung geplanter Entwicklungen eingesetzt werden.

Ein konkretes Beispiel für die Kommunikation mit Bürger:innen in der Krise ist die Litfaßsäule 4.0, welche in einer Industriekooperation mit Ströer Media Deutschland GmbH entsteht und dessen Prototyp Ende 2024 auf dem Riegerplatz aufgestellt wird. Litfaßsäulen als Stadtmöbel sind bereits ubiquitär und stellen so ideale Anlaufstellen für den Informationsbedarf im Krisenfall dar. Durch die Integration eines über Photovoltaik und Batteriespeicher betriebenen Displays in das Kapitell der Litfaßsäule können hier Informationen, Handlungsanweisungen und Warnungen aus dem modularen Warnsystem (MoWaS) dargestellt werden. Das gelingt auch im Falle eines Blackouts und zwar bis zu 72 Stunden.

Doch die Kommunikation mit Bürger:innen geht noch weiter. Mit Krisopolis bedient sich die Mission digitaler Heinerblock state-of-the-art Methoden des Serious Gaming, um für das Thema Krisenprävention zu sensibilisieren. Das in Zusammenarbeit mit Studierenden der TU Darmstadt entwickelte Smartphonespiel versetzt die Spieler in die fiktive Stadt Krisopolis, die fortwährend von Krisen heimgesucht wird. Nur wer sich gut vorbereitet und mit den Nachbarn interagiert kann die Krisen überstehen. Ende 2024 soll das Spiel im AppStore erscheinen.

Analyse Urbaner Daten

Daten über Städte existieren in einer Vielzahl von Formaten, Zeitskalen und räumlichen Auflösungen. Durch moderne, digitale Datenerhebungs- und -verarbeitungsverfahren können komplexe, miteinander verbundene städtische Prozesse zunehmend besser analysiert werden. Ein Ziel der Mission ist es, aus dieser Fülle an neu gewonnenen Daten diejenigen zu identifizieren, die helfen können, Krisen zu antizipieren oder zu bewältigen. Denn gerade während einer Krise ist die Möglichkeit zur Datenerhebung und -verarbeitung eingeschränkt und eine Selektion notwendig.

Um diese Fragestellung zu adressieren, setzen wir zum einen auf eventbasierte Zeitseriendatenbanken, die in der Lage sind, aus komplexen Daten über verschiedene Zeitskalen hinweg Zusammenhänge abzuleiten. Zudem blicken wir auf historische Daten über Krisen, die noch nicht digitalisiert und strukturiert vorliegen. Nicht zuletzt die Flut im Ahrtal 2021 hat gezeigt, dass historisches Wissen zur Krisenprävention wertvolle Beiträge liefern kann. Im Histoblock arbeiten wir deshalb auch die Geschichte des Lichtenbergblocks auf.

Resiliente Kommunikationsinfrastruktur

Sowohl die Übertragung von Echtzeitinformationen aus der Stadt wie auch das Weiterleiten von Warnmeldungen an Bürger:innen erfordert eine resiliente Kommunikationsinfrastruktur. Kommunikationsnetze und Rechenzentren sind in Krisen anfällig, sowohl durch physische Schäden wie auch durch ihre Abhängigkeit vom Stromnetz. Ihre Struktur ist zudem anfällig für komplexe, kaskadierende Ausfälle. Wir stellen uns daher die Frage, wie die urbane Kommunikationsinfrastruktur ausgelegt sein muss, um Bürger:innen und Helfer:innen in verschiedenen Krisenszenarien bestmöglich zu unterstützen.

In Kooperation mit der Wissenschaftsstadt Darmstadt installieren wir dazu ein produktives Sensornetz im Heinerblock, das sehr feinmaschig Mikroklima, Feinstaub, Lärm und die Nutzung des urbanen Raums durch die Menschen misst. Die daraus gewonnenen, offenen Daten tragen somit auch unmittelbar zur klimaresilienten und lebenswerten Gestaltung des Stadtquartiers bei und fließen in unseren Datenanalyse- und Kommunikationsschwerpunkt ein. Die Sensorboxen dienen darüber hinaus aber auch als Testinfrastruktur für drahtlose Kommunikation. Damit können wir in einem realistischen urbanen Umfeld Verfahren evaluieren, die auch bei einem Ausfall des Internets einem lokalen Leitstand Lageinformationen zur Verfügung stellen und Informationen an die Bevölkerung weitergeben können.

Forschungsfrage

Welche Kommunikationsarten eignen sich um Bewusstsein und Vorbereitung in der Bevölkerung zu schaffen? Wie können wir Städte gestalten, die Bürger in Krisen unterstützen? Welche Datenarten helfen, die Resilienz im Stadtquartier zu verbessern? Wie kann urbane Kommunikationsinfrastruktur sich im Krisenfall anpassen, um Bürger und Helfer bestmöglich zu unterstützen?

Programmbereiche in der Mission

© FG Entwerfen und Stadtentwicklung
© FG Entwerfen und Stadtentwicklung

  Stadt und Gesellschaft (SG)

Der Programmbereich SG wird im Kontext der Mission Digitaler Heinerblock schwerpunktmäßig zu Fragen der awareness arbeiten, mit dem Ziel den aktuellen Stand der Vorbereitung der Bevölkerung auf Krisen zu evaluieren. Dabei stehen v. a. der Klimawandel und damit einhergehende Phänomene wie sommerliche Hitzewellen und Starkregenereignisse im Fokus. Es sind innovative Methoden wie gamification und die Einbindung historischen Wissens geplant, um einen Leitfaden der integrativ-inklusiven Transformation zu klimaadaptiven Stadträumen zu entwickeln.

Team: Felipe Francisco De Souza Joachim Schulze Nadja Thiessen Jens Ivo Engels Hans-Joachim Linke Annette Rudolph-Cleff

© Sascha Mannel
© Sascha Mannel

  Kommunikation (KOM)

Der Programmbereich KOM begleitet die Entwicklungen im Lichtenbergviertel mit einem Netz aus Sensorboxen, die u. a. Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Feinstaub, Lärm und Flächennutzung messen. Die Messwerte werden für die Öffentlichkeit bereitgestellt. Die Sensorboxen können darüber hinaus verwendet werden, um neuartige Kommunikationsprotokolle und Konzepte zu funktionalem Morphing im Feld zu testen. Dazu sind die Boxen mit diversen Kommunikationstechnologien wie WiFi, Bluetooth und LoRa ausgestattet.

Team: Julian Euler Max Granzow Frank Hessel Ladan Khaloopour Vincenz Mechler Julian Zobel Matthias Hollick

  Information (INF)

Der Programmbereich INF forscht im Kontext der Mission Ditgitaler Heinerblock an neuen, interaktiven Datenverarbeitungsansätzen. Moderne Interaktions- und Visualisierungsmöglichkeiten sollen die Planung neuer und die Evaluierung laufender Maßnahmen zur Verbesserung des Stadtklimas und der Krisenbewältigung erleichtern. Ein interaktives Stadtmodell kann es beispielsweise allen beteiligten Entscheidungsträger:innen ermöglichen, komplexe (auch historische) Daten über die Stadt zu erfassen, auch wenn sie keine ausgebildeten Expert:innen städtischer Infrastruktur sind. Hierdurch wird die Zusammenarbeit zwischen verschiedensten Akteuren und somit auch die Information der Bevölkerung deutlich vereinfacht.

Team: Felipe Francisco De Souza Joachim Schulze Nadja Thiessen Jens Ivo Engels Annette Rudolph-Cleff

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